Sado Sathanas – Interview

28. März 2010
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 SADO SATHANAS Schlagzeuger Sebastian S. über “OPUS DIABOLI“, Inspiration & die „Arschbombe des Monats“.

I. Grüß euch. 14 Jahre sind ins Land gezogen bis euer erstes Album veröffentlicht wurde. Trotzdem finden sich auf “OPUS DIABOL“ viele Stücke die bereits auf euren Demos vertreten waren. Wie kann es dazu? Lag euch das alte Material besonders am Herzen oder gibt es andere Gründe?

Servus! Die älteren Stücke, die wir nochmal aufgenommen haben, sind mit auf dem Album, weil wir mit den Demoaufnahmen unzufrieden waren. Im Nachhinein waren wir mit dem Sound der ursprünglichen Aufnahmen alles andere als zufrieden. Außerdem sind die Kompositionen über die Jahre hinweg gereift, was man als Außenstehender wahrscheinlich auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Aber es sind Melodien dazugekommen, einige Breaks und Beats wurden verändert, Gesangseinsätze optimiert und so weiter. Außerdem repräsentieren die Aufnahmen unseren heutigen Sound, mit dem aktuellen Line-Up.

Ursprünglich hatten wir vor, „Opus Diaboli“ als Doppelalbum aufzunehmen. Auf die erste CD sollten die älteren Stücke drauf, und auf die zweiten die „neueren“. Jede Scheibe wäre inklusive einiger Zwischensequenzen auf ca. 40 Minuten gekommen. Auf eine CD passen aber 74 Minuten. Also war es auch eine ökonomische Entscheidung. Was wir – im Nachhinein betrachtet – unterschätzt haben, ist, dass es für viele Hörer offenbar langwierig bzw. anstrengend ist, die CD an einem Stück durchzuhören. Da haben wir wohl die Kompetenz der Hörer, notfalls die Skip-Taste zu betätigen, unterschätzt.

II. Seit ihr mit den Reaktionen die ihr auf “OPUS DIABOLI“ erhaltet zufrieden?

Insgesamt schon. Überwiegend waren die Resonanzen ja durchaus positiv, auch wenn einige Verrisse dabei waren. Kritik geht ja immer vom Standpunkt des Hörers aus, und vielfach ist unsere Musik auch eine Frage der Präferenz. Wer Black Metal mit Dauergeknüppel assoziiert wird mit uns wahrscheinlich nicht glücklich, wir haben da eben unseren eigenen Ansatz. Was nervt sind Vergleiche, in etwa „die klingen wie frühe DIMMU BORGIR“, nur weil wir Synthesizer einsetzen. Teilweise zweifelt man auch an der Kompetenz der Rezensenten, wenn es z.B. heißt „SADO SATHANAS sind die deutsche Antwort auf IMMORTAL“. So ein Unsinn! Interessant ist, dass die Favoriten der Hörer völlig unterschiedlich sind, während einige auf Titel wie „Herrschaft“ oder „Im Schlund“ abgehen, finden andere z.B. Stücke wie „Apokalypse“ bahnbrechend. Insofern gibt uns das Recht, dass wir soviel Material auf das Album draufgepackt haben

III. Für euer Album habt ihr durchaus nicht nur positive Kritiken erhalten. Besonders ein gewisser Herr Mühlmann, hat sich, wie auf eurer Myspace Seite nachzulesen ist, deutlich im Ton vergriffen. Wie steht ihr zu solchen Äußerungen?

Nun ja, die „Arschbombe des Monats“ ist ja eigentlich eher ein Prädikat. Wir sind da ja in bester Gesellschaft, SUFFOCATION und HAEMORRHAGE, und, unerreicht: BELMEZ haben die auch schon abgefasst. Verkaufsstrategisch ist das immerhin besser, als irgendeine durchschnittliche Bewertung zu bekommen. Auf die vorderen Plätze im Rock Hard Ranking schafft man es mit einer Underground-Produktion sowieso nicht, denn da muss man mindestens eine Anzeige oder einen Platz auf der beigelegten CD kaufen. Ich denke aber ohnehin, dass die durchschnittlichen Leser dieser Gazette nicht unsere Zielgruppe sind. Andererseits kenne ich einige, die speziell die Arschbomben kaufen. Wir sehen das sportlich.

Und zu diesem Müllmann: Der hat in erster Linie unsere Myspace-Seite kritisiert, eigentlich sollte er die Platte besprechen. Andererseits: Was juckt es die Eiche, wenn sich eine Sau dran reibt? Ich meine, der kommt aus Aue, ist also ein uranverstrahlter Schachtscheißer… Wesentlich fieser war die Kritik eines Leichtmatrosen namens Florian „Alboin“ Dammasch von der Band GEIST auf „metal.de“, aber der wird uns früher oder später über den Weg laufen. Ansonsten ist es für uns absolut okay, dass die CD polarisiert.

IV. “OPUS DIABOLI‘ ist ein opulentes Werk voller verschiedener Facetten und Klangeindrücke, welches dem Hörer viel abverlangt, aber auch viel bietet. Wie seht ihr die Scheibe und was bedeutet sich für euch?

Nach 14 Jahren Bandexsistenz ist das Album so etwas wie ein Zwischenfazit oder ein erster Meilenstein. Wir haben uns ja mit dem Debut relativ viel Zeit gelassen. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir mittlerweile unseren eigenen Ansatz gefunden haben – ganz unabhängig davon, wie andere das sehen. Die Platte repräsentiert die Quintessenz der ersten Phase des Bestehens der Band und beinhaltet Kompositionen, die zwischen 1998 und 2009 entstanden sind. Insofern ist die CD ein Wegpunkt, die nächste CD wird wahrscheinlich noch etwas intensiver, aber auch sperriger. Ich meine, wir lernen ja kontinuierlich dazu, und gerade im Hinblick auf die Aufnahmen haben wir Erfahrungen gesammelt, die in das nächste Album einfließen werden.

V. Ihr zieht Aleister Crowley, Friedrich Nietzsche und Niccolo Machiavelli als Inspirationsquelle für eure Texte heran. Versucht ihr das textliche Konzept, sprich die Stimmung der Texte, auch instrumental umzusetzen?

Es geht eigentlich weniger darum, Texte instrumental umzusetzen, da die Stücke meistens zuerst musikalisch ausgearbeitet werden und der Text in der Regel erst später dazukommt. Allerdings gibt es Ausnahmen. Wir arrangieren im Normalfall die Kompositionen meistens so, dass die Texte zu den jeweiligen Stücken passen. Für die jeweilige Interpretation ist größtenteils Giacomo als Sänger verantwortlich, auch wenn der Rahmen natürlich durch die jeweiligen Komponisten definiert wird.

Es besteht auch ein Unterschied zwischen meinen Texten und denen von Giacomo. Während ich mich in der Tat von Autoren wie Crowley, Nietzsche und Machiavelli inspirieren lasse, thematisiert Giacomo Emotionen, Ereignisse, Dunkelheit und Chaos. Wenn ich mich beim Verfassen der Texte auf die genannten Autoren beziehe kommt es mir nicht darauf an, tote Philosophen zu paraphrasieren, sondern ihre Werke als Quelle der Inspiration für eigenständige Reflexionen zu nutzen, die ihrerseits raum-zeitliche Grenzen überwinden. Es geht dabei um Themen wie Macht, Gewalt, geistige Evolution und dergleichen. Das auszuführen würde aber an dieser Stelle zu weit führen.

VI. Musik ist heutzutage für Viele nur eine Art Produkt vergleichbar mit anderen Konsumgütern. Wie seht ihr diese Entwicklung und welche Rolle spielt Musik für euch?

Das ist uns einerseits egal, da die Basis unseres Schaffens nicht auf Außenwirkung abzielt, sondern es geht uns um Selbstverwirklichung und die Umsetzung unserer musikalischen Vorstellungen. Wir spielen die Musik, die wir spielen wollen und mit der wir uns identifizieren. So gesehen ist und der Business-Aspekt egal. Ich meine, wir haben immerhin 14 Jahre existiert, ohne dass wir öffentlich wahrnehmbar waren. Andererseits sind wir natürlich an der Verbreitung unserer Musik interessiert. Das ist halt immer ein Kompromiss.

VII. Habt ihr mit der Gründung von SADO SATHANAS ein bestimmtes Ziel verfolgt, abgesehen davon Musik zu machen?

Nein, beziehungsweise war das unspektakulär: Wir wollten mit den Freunden abhängen, high sein und möglichst viele Mädels ficken – wovon wahrscheinlich jeder Teenager träumt. Ich meine, wir waren damals zwischen 15 und 18 Jahren alt. Die Weltherrschaft hätten wir natürlich in Kauf genommen, aber sie wurde uns bisher noch nicht angetragen.

VIII. Inwiefern beeinflusst das „weltliche Geschehen“ das Schaffen und die Musik von SADO SATHANAS? Wie seid ihr davon betroffen?

Natürlich bewegen wir uns nicht ausschließlich in einer eigenen Sphäre. Wir leben nicht von Tantiemen oder Erbschaften, sodass wir arbeiten gehen müssen, um unsere Kühlschränke zu füllen. Aber das hat nur bedingt Einfluss auf SADO SATHANAS – im Gegenteil: dadurch, dass wir nicht vom Musikbusiness abhängig sind, haben wir in Bezug auf die Band vollkommene Entscheidungsfreiheit. Wir müssen nicht jede Show spielen, die uns angeboten wird, und können soviel Zeit im Studio oder im Proberaum verbringen wie wir es für richtig halten.

IX. Welche Pläne stehen bei SADO SATHANAS für die Zukunft an? Wann werdet ihr mit der Arbeit für ein neues Album beginnen?

In diesem Jahr werden wir noch einige Konzerte in Deutschland spielen. Außerdem planen wir Einzelshows in Polen und Tschechien. Auf Tour werden wir dieses Jahr nicht gehen, stattdessen ist für die zweite Jahreshälfte geplant an neuem Material zu arbeiten. Der Titel des nächsten Albums steht bereits fest und lautet „MORS VULGARIS“, die Aufnahmen sind für die erste Jahreshälfte 2011 anberaumt. Anschließend werden wir mal wieder durch Rumänien touren und in der zweiten Jahreshälfte unser 15-Jähriges Bandjubiläum zelebrieren. Dafür befinden wir uns gerade in der Planungsphase.

X. Die letzten Worte gehören euch

Danke für das Interview.

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