Obscure Infinity – Interview

17. März 2015
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Seit dem letzten Interview mit OBSCURE INFINITY vor rund drei Jahren, hat sich einiges bei den Herren aus dem Westerwald getan. Neben diversen Änderungen im Line-Up und einem Wechsel von Obscure Domain Productions zu F.D.A. Rekotz, erschien mit “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ zudem der nun mittlerweile dritte Langspieler der Truppe. Für EVILIZED ausreichend Gründe, um sich bei den Jungs nach dem aktuellen Stand der Dinge zu erkundigen und mit Stefan und Jules über den Labelwechsel, die Entstehung der aktuellen Platte und die deutsche Death Metal Szene im Allgemeinen zu sprechen.

I. Zunächst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Ihr habt mit “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ vor einigen Wochen euren dritten Langspieler veröffentlicht. Bisher sind die Reaktionen der Presse ausschließlich positiv ausgefallen und ihr werdet regelrecht mit Lorbeeren überhäuft. Wie nehmt ihr diese ganze Situation wahr und welche Bedeutung hat die Platte für euch, auch im Hinblick auf eure anderen Werke?

Jules: Für uns ist das definitiv eine neue Situation. Auch wenn die ersten beiden Alben überwiegend gut bewertet wurden, ist die Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit dem neuen Album überwältigend. Wir sind sehr stolz auf das Album und zum ersten Mal zu fast 100 Prozent zufrieden und wissen das positive Feedback daher sehr zu schätzen. Zur eigenen Motivation in Hinblick auf neues Material ist es ausserdem ein guter Ansporn.

Stefan: Für mich ist das neue Album definitiv unser bestes Werk. Ich war noch nie so sehr zufrieden mit dem Endresultat wie bei dieser Platte. Ich denke, dass diesmal einfach alles gestimmt hat: Das kreative Potential, die Bandkonstellation und nicht zuletzt die Atmosphäre bei den Aufnahmen. Was die Reaktionen angeht, so macht es uns natürlich auch stolz, dass das Album so vielen Leuten zu gefallen scheint.

II: Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Obscure Domain Productions, aus der “DAWN OF WINTER“ und “PUTREFYING ILLUSIONS“ hervorgingen, habt ihr nun einen Vetrag mit F.D.A. Rekotz unterschrieben, in deren Reihen ihr euch zweifelsohne in bester Gesellschaft befindet. Wie kam es zu diesem Wechsel und gab es noch weitere Angebote von anderen Labels?

Stefan: Hacker und Sönke von Obscure Domain sind absolut coole Typen, die schon seit Urzeiten im Metal Underground unterwegs sind. Wir verstehen uns auch heute noch blendend mit ihnen. Aber ab einem bestimmten Punkt wurde klar, dass wir einfach ein Label mit anderen Möglichkeiten brauchten. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen und sie haben das auch verstanden und uns auch weiterhin ihre Unterstützung angeboten. Das rechne ich ihnen auch wirklich sehr hoch an (neben dem Fakt, dass sie uns damals unter Vertrag genommen haben und darauf vertrauten, dass wir da schon was Gutes fabrizieren werden auf unserem Debüt). Uns gefiel die Arbeit von F.D.A. und die Reputation, die sich das Label durch die Veröffentlichung sehr guten Alben erarbeitet hat, also war für uns klar, dass wir uns vorstellen konnten, dort unter Vertrag zu sein. Als dann seitens F.D.A. auch Interesse bestand, mussten wir nicht lange überlegen und haben den Vertrag unterschrieben.

III. Ihr seid nun schon seit einigen Jahren aktiv und könnt mittlerweile Vergleiche ziehen. Wie hat sich die Arbeit an “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ vom Songwritingprozess und Studioaufenthalt der vorherigen Alben unterschieden?

Stefan: Der Songwritingprozess war eigentlich ziemlich ähnlich, was die Entstehung der Songs anbelangt. Ich habe die Musik geschrieben und Jules hat die Texte verfasst. Aber es gab natürlich auch Veränderungen: Zum einen habe ich wirklich viele Ideen sofort kreativ umsetzen können und dadurch an den meisten Songs nicht so lange rumgeschraubt und immer wieder Änderungen vorgenommen, wie es in der Vergangenheit eigentlich immer der Fall war. Es gab natürlich auch Ausnahmen wie beim letzten Song des Albums. Definitiv der Song, an dem ich am längsten gesessen und immer wieder Änderungen vorgenommen habe. Um ein Haar wäre das Stück auch nicht mehr mit auf´s Album gekommen. Es wurde wirklich erst kurz vor den Aufnahmen fertig. Es ist übrigens auch das einzige Stück, welches auch ältere Ideen enthält, die teilweise vor über 10 Jahre entstanden sind. Also lange bevor die Band überhaupt existierte, haha.

Dann muss natürlich auch unbedingt das neue Line Up angesprochen werden. Sascha an der Gitarre und O. am Schlagzeug haben uns definitiv ungemein bereichert und in dieser Bandkonstellation war einfach ein viel kreativeres und fruchtbareres Arbeiten möglich, was sich letztendlich natürlich auch auf unsere musikalischen Möglichkeiten ausgewirkt hat. Ich habe es schon mal in einem anderen Interview gesagt: In der alten Bandbesetzung wäre unser neues Album so einfach nicht möglich gewesen. Nicht nur von den technischen Fertigkeiten sondern auch von der inneren geistigen Haltung her, was Death Metal und generell Musik anbelangt. Bei „Perpetual Descending Into Nothingness“ ist ein Kollektiv mit voller Hingabe bei der Sache und das hört man zu jeder Sekunde meiner Meinung nach. Und dann war da natürlich noch das Studio…wir hatten einen ganzen Monat Zeit, um dieses Album einzuspielen. Was will man als Band mehr? Der lange Studioaufenthalt ist definitiv auch einer der Gründe dafür, dass dieses Album so gut geworden ist. Mix und Mastering hat dann Patrick W. Engel im Temple Of Disharmony übernommen. Diese Zusammenarbeit war eine weitere überaus gute Entscheidung. Ich kann nur sagen, dass er sich total ins Zeug gelegt hat und immer wieder ein offenes Ohr für unsere Wünsche und Vorstellungen hatte. Und das Ergebnis gefällt uns uneingeschränkt!

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IV. War bereits “PUTREFYING ILLUSIONS“ zuweilen recht melodisch angehaucht und enthielt neben kurzen Akustikarrangements auch einige sehr verspielte Soli, sind diese ausschmückenden Elemente auf “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ noch weitaus stärker vertreten und gipfeln in “A Forlorn Wanderer“ – einem grandiosen Song, der auch auf Grund seiner schwarzmetallischen Züge ein wenig an DISSECTION erinnert. Inwiefern habt ihr euch diesbezüglich bei Komponieren der Platte auf neue Einflüsse eingelassen?

Stefan: Ich habe mir beim Schreiben der Songs keine Gedanken darüber gemacht, ob dieses Riff nun zu sehr nach Black Metal klingt oder jenes Solo zu Hard Rock lastig ist. Mir war schon klar, dass dieses Album nicht jedem gefallen wird und das soll es auch gar nicht. Natürlich ist mir bewusst, dass der Okkult und beinharten Old School Underground Fraktion da zu viele melodische Soli drin sind und den Mainstream Death Metal Hörern sind wir dagegen wieder viel zu eckig und kantig…aber ganz ehrlich: Es schert mich einen Dreck. Wir ziehen unser Ding durch. Wir freuen uns über die Leute, denen dieses Album etwas gibt und die Leute, denen es nicht gefällt, sollen halt was anderes hören. Ich habe da kein Problem mit, nur interessiere ich mich für deren Meinung auch nicht. Und wenn mir jemand, der noch nicht mal auf der Welt war, als ich schon Death Metal gehört habe, erklären will, dass das kein echter Death Metal mehr sei, was wir da machen, dann muss ich schon lauthals lachen und ihm einfach nur meinen Mittelfinger entgegenstrecken, haha. So, das bezog sich auf einige wenige Reviews, zu denen ich doch noch was zu sagen hatte, haha…ich bin etwas vom Thema abgekommen: Ich habe einfach die Ideen fließen lassen und auch beim Arrangieren sind wir ohne Scheuklappendenken an die Songs ran gegangen. Ich denke, wir haben das, was uns auch vorher schon ausgemacht hat, verfeinert und in eine bessere, stimmigere Form gebracht. Man kann das Endresultat mögen oder auch nicht, aber es ist definitiv ein Ausdruck von Ehrlichkeit, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, es irgendjemandem Recht machen zu wollen außer uns selbst.

V. Welche Bands abseits des Death Metals sind für euch generell wichtige Inspirationsquellen? Im letzten Interview hast Du Dich ja beispielsweise schon als Fan der SCORPIONS geoutet. Auf welche Weise nutzt ihr im Hard Rock gesammelte Eindrücke und kreiert mit Hilfe dieser ein derart düsteres Werk wie “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“?

Stefan: Wir hören alle sehr viel traditionellen Metal und Hard Rock. Neben den Scorpions sind das Bands wie alte Manowar, Helloween, Iron Maiden, Judas Priest, King Diamond, aber auch W.A.S.P, Whitesnake und so weiter. Ich finde, dass gerade im alten Hard Rock und Metal sehr viel Düsterkeit und Atmosphäre steckt. Diese Stimmungen versuche ich schon dann in Form von Soli in unsere Songs zu integrieren. Und gerade, was die Scorpions anbelangt, täuschen sich halt viele Leute. Hört euch mal deren Sachen aus den Siebzigern an. Ich wette, dass ihr überrascht sein werdet. Und auch die Scorpions haben für ihre Verhältnisse düstere Songs geschrieben. Hört euch beispielsweise mal den Titelsong von der „Animal Magnetism“ Scheibe an und ihr wisst (hoffentlich), was ich meine.

VI. Reflektieren die Texte der Songs wieder ausschließlich persönliche Gedanken und Gefühle oder verarbeitet ihr auf “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ auch sozialkritische Themen oder spannt einen Bogen zu literarischen Werken? Es fällt mir hier besonders die Lyrik zu “The Uttermost Descent“ sowie “Into The Undertow“ auf.

Jules: Die Texte haben im Prinzip immer einen persönlichen Bezug, auch wenn sich aus einigen natürlich gewisse Sichtweisen ableiten lassen. Das ist auch so gewollt. Ich versuche mit Metaphern zu arbeiten, die dann jeder für sich interpretieren kann, es gibt nicht die eine Wahrheit oder Aussage zu einem bestimmten Text. „The uttermost descent“ ist aber auf einer bestimmten Ebene persönlicher als “Into the undertow“. Sozialkritische Texte schreibe ich nicht (bewusst) aber wenn du etwas in dieser Richtung für dich darin erkennst, ist das okay. Im Bezug auf lyrische Werke hole ich mir Inspiration zu gewissen Bildern bei Rilke, Baudelaire oder anderen, eine konkrete Anlehnung gibt es aber nicht.

Mich würde aber interessieren welche literarischen Werke dir da in den Sinn gekommen sind!

VII. In meinem Review zu “PERPETUAL DESCENDING INTO NOTHINGNESS“ bin schon auf das erstklassige Artwork des Albums eingegangen, in dem sich einige Anspielungen auf anderen Platten des Genres finden lassen. Habt ihr Juanjo Castellano bei der Gestaltung völlig freie Hand gelassen oder auch selbst mitbestimmt wie das fertige Werk aussehen soll?

Stefan: Wir sind absolut zufrieden mit dem Artwork. Wir hatten diesmal ganz konkrete Vorstellungen, wie das Cover ausehen sollte. Wir haben quasi schon alles in der Hand haben wollen…von den ersten Ideen und Skizzen bis zum Endresultat. Und ich denke, dass diese Vorgehensweise absolut zum Erfolg geführt hat. Wir haben Juanjo natürlich auch Cover gezeigt, die wir mögen und so hatte er schon von Anfang ein klares Bild von unseren Vorstellungen.

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VIII. Der Boom im deutschen Death Metal Sektor hält nach wie vor an und in allen Ecken der Republik formieren sich neue Kapellen. Wie beurteilt ihr diese Situation? War eine derartige Entwicklung längst überfällig oder führt dieser enorme Zuwachs zu einer Übersättigung der Szene?

Jules: Der Boom war sicher nicht überfällig, aber durchaus ein bisschen absehbar. Alles verläuft in Zyklen, vor einigen Jahren war Thrash wieder sehr angesagt aber nur wenige, z.B. Ketzer, haben sich da wirklich durchgesetzt. Jetzt ist eben wieder Death Metal an der Reihe und wir sind froh, dass es viele gute deutsche Bands gibt. Dadurch ergibt sich für uns selbst natürlich eher die Möglichkeit an Auftritte zu kommen. Wer weiss wie´s in ein paar Jahren aussieht, welche Bands dann noch übrig sind, wie die Nachfrage ist usw. Die Szene wird sich da selbst regulieren. Survival of the sickest.

Stefan: Ich denke, dass beide Denkweisen berechtigt sind. Einerseits finde ich es enorm cool, wie lebendig die deutsche Death Metal Szene geworden ist und wie viele tolle Bands in den letzten Jahren entstanden sind. Aber natürlich führt das Überangebot auch zu Ermüdungserscheinungen seitens der Hörer. Letztendlich muss man sehen, wo die Reise hingehen wird. Aber ich denke halt auch, dass das Interesse am Death Metal auch wieder nachlassen wird und ich persönlich bin dann echt mal gespannt darauf, welche Bands ihr Ding dann trotzdem weiter durchziehen oder ob sie dann versuchen, ihren Stil zu ändern und dem neuen Geschmack der Hörer anzupassen.

IX. Sind für dieses Jahr wieder einige Liveshows geplant? Das letzte Konzert von euch ist ja immerhin schon eine ganze Weile her…

Stefan: Ja, ein paar wenige Auftritte sind bisher schon geplant. Ende Februar haben wir nach eineinhalbjähriger Bühnenabstinenz unser erstes Livekonzert gespielt. Wir werden im Mai zwei Shows mit Revel In Flesh spielen, und zwar in Koblenz (zusammen mit Diabolical Imperium) und in Kaiserslautern. Es sind noch weitere Konzerte bestätigt, darunter unter anderem eines mit Sulphur Aeon und Wound, worauf wir uns schon tierisch freuen. Alles weitere wird sich ergeben. Wer Interesse hat, uns zu buchen, kann gerne mit uns in Kontakt treten.

X. Die letzten Worte gehören wie immer euch…

Stefan: Alles klar, zu allererst möchten wir dir für dieses Interview danken. Es war uns eine Freude, deine Fragen zu beantworten. Wir danken allen Leuten, die uns bis hierher unterstützt haben. Wir wissen das alles wirklich sehr zu schätzen. Wir hoffen, den einen oder anderen bei unseren Liveshows dieses Jahr zu sehen und ein paar Biere zusammen zu trinken!

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