Electrocution – Psychonolatry

20. September 2019
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Bereits in den frühen 90er Jahren versorgten ELECTROCUTION die italienische Szene mit ihrem todesmetallischen Schaffen, bis sich die von SEPULTURA und ATHEIST beeinflusste Formation plötzlich nach nur einem Langspieler und mehreren Demos auflöste. Erst anderhalb Dekaden später beschlossen die fünf Herren aus Bologna, dem ruhenden Projekt noch einmal neues Leben ein-zuhauchen. Wesentlich produktiver als zuvor ist die Truppe seit dieser Wiedervereinigung zwar nicht geworden, liegt mit “METAPHYSINCARNATION“ das letzte Album auch schon wieder fünf Jahre zurück, doch zumindest dürfte sich die erneute Wartezeit für Fans der Truppe gelohnt haben, wurde in diesem Jahr mit “PSYCHONOLATRY“ ein starkes drittes Werk nachgelegt.

Von der ursprünglichen Besetzung ist lediglich noch Mick Montaguti mit dabei, der neben seiner Position als Sänger aber offenbar zudem noch für das Songwriting verantwortlich ist, denn interessanterweise klingen ELECTROCUTION auf ihrem neusten Rundling noch fast genau wie damals, als sie mit ihrem Debütalbum im Gepäck zusammen im Vorprogramm von CARCASS oder BENEDICTION auftraten. Natürlich dröhnen die elf Tracks ein Vierteljahrhundert später deutlich kraftvoller aus den Boxen und das gesamte Instrumentalspiel ist klarer und differenzierter in Szene gesetzt. Auf diese Weise geht zwar der rotzige Charakter von “INSIDE THE UNREAL“ komplett verloren, doch dafür offenbart sich die kompositorische Finesse mit all ihren komplexen Details, darf das brachiale Schaffen der Italiener durchaus als technisch versiert bezeichnet werden. Nicht selten wird das wuchtige Riffing von verschachtelten Leads unterbrochen, die stark an die reifere Phase von DEATH erinnern, während auch knarzige Bassläufe immer wieder ihre sehr dominanten Passagen haben, statt nur als rhythmische Begleitung zu agieren. Angenehm ist dabei, dass diese frickeligen Momente nie zu sehr ausarten und die einzelnen Stücke trotz zuweilen hektischer Gitarrenarbeit durchgängig eine geradlinige Strukturen erkennen lassen, ohne sich in überzogener Instrumentalakrobatik verlieren. Es ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen derber Raserei und technischer Verspieltheit, das auf “PSYCHONOLATRY“ vorherrscht und das auf Dauer durchaus unterhalten kann, besonders wenn in Stücken wie “Bulåggna“ oder “Misanthropic Carnage“ plötzliche eine melodische Komponente dazukommt.

Einzig wirklich herausragende Hits bringen ELECTROCUTION leider nicht zu Stande, wie sich nach mehreren Durchläufen feststellen lässt, bleiben doch nicht wirklich viele Momente des Werkes im Kopf hängen. Dies mag daran liegen, dass die fünf Italiener auf gesamter Länge zu sehr an einem Schema festhalten, dass zwar zu wuchtigen Songs führt, die in ihrer Gesamtheit allerdings ein Album ergeben, das wenig originell ist. Somit ist “PSYCHONOLATRY“ sicherlich kein spätes Meisterwerk einer todesmetallischen Legende, wie vom Label umworben, aber eine überzeugende Platte ohne perfekten Schliff, einer gealterten Band, die nichts von ihren früheren Qualitäten verloren hat.

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