Ellende – Ellenbogengesellschaft

5. Dezember 2022
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In den vergangenen elf Jahren hat sich Lukas Gosch unter dem Banner von ELLENDE mit Hilfe von drei Langspielern und ebenso vielen EPs einen exzellenten Ruf erarbeitet, gehört sein Soloprojekt neben Kapellen wie HARAKIRI FOR THE SKY, ANOMALIE oder KARG zur führenden Riege des österreichischen Post-Black Metals, die auch hierzulande ordentlich Staub aufwirbeln konnte. Seinen festen 3-Jahres-Rhythmus einhaltend, erschien in diesem Herbst mit „ELLENBOGENGESELLSCHAFT“ ein frisches Album, mit dem Grazer sein melancholisches Schaffen konsequent fortführt.

Das als „Ich bin“ betitelte Intro eröffnet die acht Stücke umfassende Platte zunächst mit einem andächtigen Pianoarrangement sowie auf diesem aufbauenden Akustikgitarren, bevor „Unsterblich“ diese anfängliche Ruhe binnen weniger Sekunden mit einem tosenden schwarzmetallischen Aufschrei zerreißt. Es sind aggressive Riffs, donnernde Blasts und keifende Vocals, die in den folgenden mehr als sieben Minuten traditionellen Black Metal erschaffen, der zwar durchaus seine Momente für melodische Auflockerungen hat, seine wütende Grundausrichtung allerdings niemals vollständig ablegt. In den nachfolgenden Nummern sieht dies jedoch schon leicht anders aus, kommt der postige Charakter mehr und mehr zum Vorschein und bringt schwermütige und triste Passagen mit sich, die sich in wehmütigen Harmonien oder dem verzweifelten Gesang von L.G. widerspiegeln. Letzterer wird zudem sehr ansprechend mit stimmungsvollen Keyboardteppichen oder druckvollen Chören unterstützt, die einen großen Teil zur beklemmenden Atmosphäre von „ELLENBOGENGESELLSCHAFT“ beitragen.

All diese unterschiedlichen Elemente klingen im Zusammenspiel mit der immer wieder durchbrechenden wilden Raserei, die etwa in „Abschied“ oder „Ruhelos“ absolut packend und ungestüm inszeniert wird, sehr ergreifend und emotional authentisch. Dabei verliert sich ELLENDE nicht in der häufig sehr präsenten Melancholie des rund 50-minütigen Werkes, sondern verpackt diese kraftvoll und alles andere als selbstmitleidig. Daher lässt sich leicht darüber hinwegsehen, dass hier im Grunde nicht wirklich etwas anderes zu hören ist, als bei den bereits eingangs genannten Landsmännern, die ebenfalls diese Art von sehr gefühlvollem Post-Black Metal spielen. Die verwendeten Stilmittel sind hinreichend bekannt und dennoch lassen sich auch ohne überraschende Momente tolle Songs komponieren, wie „ELLENBOGENGESELLSCHAFT“ eindrucksvoll zeigt.

Es ist eine tiefgründige, enorm intensive Reise durch verschiedenste Gefühlswelten, durch die ELLENDE auf dem neusten Output führt. Für alle Liebhaber trauriger Klänge wird „ELLENBOGENGESELLSCHAFT“ sicherlich ein musikalisches Jahreshighlight sein, wenngleich es vielleicht kein bahnbrechendes Album für das Genre ist.

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