Inquisition – Obscure Verses For The Multiverse

13. Oktober 2013
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Inquisition_ObscureVersesForTheMultiverse_frontIn den vergangenen Wochen sorgte die kolumbische Kultformation INQUISITION in gewissen Kreisen für reichlich Gesprächsstoff. Grund hierfür war jedoch nicht etwa die bevorstehende Veröffentlichung des mittlerweile sechsten Full-Length Albums des satanischen Duos, sondern vielmehr der kürzlich vollzogene Wechsel zum französischen Independent-Label Season Of Mist, der von nicht wenigen Anhängern der Truppe als eindeutiges Indiz für einen einsetzenden Ausverkauf und als Bruch mit den eigenen Wurzeln gewertet wurde. Als zudem schließlich bekannt wurde, dass für die Gestaltung des Artworks des neuen Werkes nicht erneut der langjährige Freund und Kollege „Antichrist Kramer“, sondern der italienische Künstler „Paolo Girardi (BLASPHEMOPHAGHER, DIOCLETIAN) verpflichtet wurde, kam es in so manchem Forum zu den hitzigsten Diskussionen, in denen Aussagen von Sänger und Gitarrist „Dagon“ aus älteren Interviews zur Zukunft von INQUISITION einer wahrlich pendantischen Analyse unterzogen wurden. All dies geschah selbstverständlich noch bevor auch nur ein vollständiger Track der verteufelten Platte an die Öffentlichkeit dringen konnte…

Zugegeben, das Artwork von „OBSCURE VERSES FOR THE MULTIVERSE“ – so der klangvolle Titel des neuen Outputs – versprüht mit seinem abstrakten Motiv in eher erdigen Farbtönen nicht jene unheilvolle und beschwörende Magie, die noch von „OMINOUS DOCTRINES OF THE PERPETUAL MYSTICAL MACROCOSM“ oder dem Re-Release des Debüts „INTO THE INFERNAL REGIONS OF THE ACIENT CULT“ ausging und auch über den Sinn oder Unsinn der zahlreichen verschiedenen Versionen der Platte, mit wahlweise in Ziegen- oder Kuhleder gebundenen Deluxe-Boxen und diversen farbigen Vinylauflagen, die Season Of Mist zu saftigen Preisen exklusiv in seinem Webshop unters Volk brachte, lässt sich sicherlich streiten. Den Vorwurf, sie würden mit ihrem ureigenen Stil brechen und sich von ihrer Vergangenheit distanzieren, um sich der neuen Labelheimat anzupassen, wehren INQUISITION jedoch bereits mit den ersten Takten von „OBSCURE VERSES FOR THE MULTIVERSE“ vehement ab.

So knüpft das Schaffen des Langspielers doch nahtlos an jenes seines Vorgängers aus dem Jahr 2011 an und führt die stete Entwicklung von INQUISITION in Klang und Songwriting konsequent weiter. Statt den prophezeiten Kompromissen, hin zu einem erfolgreicher vermarktbaren Sound, finden sich wie gewohnt sämtliche Trademarks des Zweiergespanns auf von „OBSCURE VERSES FOR THE MULTIVERSE“. Noch immer dominiert eine furiose Gitarrenarbeit, die wie etwa in „Master Of The Cosmological Black“ oder „Arrival Of Eons After“ mit markanten und messerscharfen Riffs voran prescht und von einem gnadenlos treibenden Schlagwerk begleitet wird. Die Strukturen sind dabei zum Teil verworren und komplex, aber stellenweise auch eher eingängig, wie der schon vor Releasedate präsentierte Song „Darkness Flows Towards Unseen Horizons“ beweist, der sich mit seinem kernigen und transparenten Riffing sowie dem nahezu hypnotisierende Gesang rasch im Gehörgang festsetzt, während der Titeltrack mit einem stampfende Mid-Tempo Groove überzeugt und auf seine Weise ebenfalls nicht typischer nach INQUISITION klingen könnte.

Die Truppe bleibt sich demnach auch nach fast 25 Jahren weiterhin treu und verzichtet gänzlich auf experimentelle Ansätze oder einschneidende Änderungen jeglicher Art. Was auf gewisse Weise durchaus lobenswert erscheint und bei manch anderer Gruppierung der Szene wünschenswert gewesen wäre, bringt jedoch auch einige kleinere Nebenwirkungen mit sich, die sich bereits auf „OMINOUS DOCTRINES OF THE PERPETUAL MYSTICAL MACROCOSM“ erkennbar machten. So durchlebt der Hörer nicht selten ein Déja-Vu und an mancher Stelle scheint es so, als handle es sich bei dem dargebotenen Material um nur dezent variierte Melodiebögen oder Riffs, die schon auf früheren Werken Verwendung fanden. Sicher, diese erklingen dabei in einem neuen Kontext und entfalten auf diese Weise dennoch ihre eigene Wirkung. Nichts desto trotz sollten INQUISTION zukünftig darauf verzichten, ihre eigenen Songs derart ausgiebieg zu recyceln, bevor dieser Umstand allzu negativ ins Gewicht fällt.

Abermals ist es INQUISITION gelungen ein facettenreiches Werk zu kreieren, das sich weniger frischer, als vielmehr altbewährter Ideen bedient und trotzdem exakt das bietet, was von ihm erwartet wurde. Wenngleich „OBSCURE VERSES FOR THE MULTIVERSE“ zweifelsohne nicht als bestes Album der Diskographie gewertet werden kann – hierfür sind die einzelnen Stücke teilweise etwas zu wenig eigenständig und aussagekräftig – enttäuscht die Black Metal Institution doch keinesfalls und festigt ihren Ruf als eine der beständigsten Bands des Genres.

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