Morodh – The World Of Retribution

3. Februar 2015
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Morodh_TheWorldOfRetribution_frontDer Begriff Depressive Black Metal ist mittlerweile ziemlich negativ behaftet, existieren doch heutzutage unzählige mehr oder weniger talentfreie Gruppierungen, die sich dazu berufen fühlen, den Markt mit ihren zumeist vollkommen belanglosen musikalischen Ergüssen überfluten zu müssen. Wirklich ansprechende Veröffentlichungen, die aus der grauen Masse herauszustechen vermögen, sind eher rar gesät. Eines jener Werke, dem dies gelingt, ist die hier vorliegende Platte der russischen Formation MORODH, die ursprünglich zwar als Soloprojekt gegründet wurde, schließlich aber doch zu einer vollständigen Besetzung angewachsen ist und nun via Witching Hour Productions ihr Erstlingswerk darbietet.

Aus welchen Gründen hebt sich “THE WORLD OF RETRIBUTION“ jedoch von anderen Platten des Genres ab? Zunächst einmal fällt die klare und druckvolle Produktion der acht Kompositionen auf, in der sich jedes Instrument frei entfalten kann und differenzierbar in Szene gesetzt wird. Dies lässt vor allem das kraftvolle und abwechslungsreiche Schlagzeugspiel gut zur Geltung kommen, das mit ständigen Fills für ein dynamisches Fundament der Tracks sorgen kann und nie in den genretypischen Trott verfällt. Hiervon profitiert das eher schlicht gehaltene Riffing, das sich lediglich dem rhythmischen Rahmen des Langspielers widmet und das Szepter vollständig an die Leadgitarre weiterreicht. Tatsächlich gelingt es MORODH mit Hilfe dieser allerlei wirkungsvolle Akzente zu setzen, wimmelt es auf “THE WORLD OF RETRIBUTION“ doch von melodischen Ausschmückungen, die von einem melancholischen Tenor geprägt sind und somit den grundlegenden Charakter des Langspielers bestimmen. Interessant ist hierbei die Tatsache, dass das Quartett sich nie in diesen finsteren Abgründen von Trauer und Schmerz verliert, sondern die Songs vielmehr mit auflockernden Motiven ausbalanciert. In den eher getragenen Passagen von “Regret“ und “Fatality“ erinnern MORODH auf diese Weise ein wenig an die frühen Kreationen von KATATONIA oder MY DYING BRIDE, wobei dieser Eindruck in letzterem von gefühlvollem Klargesang verstärkt wird, der zudem eine willkommene Abwechslung zum eher eintönigen und inspirationslosen Gekeife der übrigen Stücke darstellt. Auch die flotten und zuweilen von einer wuchtigen Doublebass begleiteten Tracks wie “Desperation“ oder “Desolation“ zeigen sich immer wieder von kurzen Akustikintermezzi oder leidenschaftlichen Harmonien durchzogen.

Abgesehen von einigen kleineren Schwächen, wie dem etwas ausdruckslosen Gesang, ist “THE WORLD OF RETRIBUTION“ somit ein durchaus passables Album geworden, auf dem depressive Black Metal auf ansprechende Weise mit doomigen und rockigen Einflüssen vermengt wird. Auch wenn das Ergebnis letztendlich nicht als sonderlich innovativ bezeichnet werden kann, zeigen sich MORODH spieltechnisch auf einem höheren Level als viele ihrer Kollegen.

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