Neurotic Machinery – A Loathsome Aberration

21. November 2022
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Bei ihrer Gründung vor anderthalb Jahrzehnten noch tief im melodischen Metalcore verwurzelt, deuten NEUROTIC MACHINERY auf ihrem mittlerweile sechsten Langspieler nur noch selten an, wie damals mit „CATALEPT“ alles begann. Es mag sicherlich auch an den zahlreichen Besetzungswechseln gelegen haben, dass die tschechische Truppe sich stetig weiterentwickelte und damit zu eben jenem Sound gelangte, der heute auf „A LOATHSOME ABERRATION“ herrscht. Dieser lässt sich wohl am ehesten als sehr moderner Progressive Death Metal bezeichnen, der nicht vor kleineren Experimenten zurückschreckt.

Während das angepriesene neue Logo von Christophe Szpajdel irgendwie ziemlich uninspiriert wirkt und wenig begeistert, kann das düstere Artwork aus der Feder von Paolo Girardi jedoch punkten, der seinen erdigen Farbtönen natürlich weiterhin treu bleibt. Diese passen aber zu dem ebenfalls düsteren Werk, das als Konzeptalbum über die innere Dunkelheit eines jeden Individuums daherkommt und diese Thematik in kaum mehr als einer halben Stunde bearbeitet. Dies zeigt deutlich, dass NEUROTIC MACHINERY ihre acht Tracks eher kurz und geradlinig halten, statt in endlose Instrumentalpassagen mit technischem Gefrickel abzudriften. Anspruchsvoll ist das Songwriting dennoch, wie sich gleich zu Beginn in „Aberration“ und „Insanity“ zeigt, bestehen diese beiden Songs aus absolut brutalen Riffs, die von einer wahnwitzigen Schlagzeugarbeit begleitet wird, die kaum Zeit zum Atmen lässt. Trotzdem schwingt hier unterschwellig eine recht dunkle Note mit, die dem kraftvollen Material einen eher bedrückenden Charakter verleiht. In den nachfolgenden Nummern wird dieses Konzept fast variationslos fortgeführt, bis auf ein paar kleine Details. Die erste Abweichung fällt in „Particles“ auf, wenn plötzlich ein Saxophon ertönt und sich perfekt in die übrige Instrumentalarbeit einfügt. Nun, im Grunde vielleicht sogar zu perfekt, fällt das recht kurz geratene Intermezzo fast etwas unscheinbar, da er sich kaum von den Gitarren abhebt und somit auch nicht wirklich im Gedächtnis bleibt. Es folgt „Self-Suppresed“ und damit der einzig weitestgehend ruhige Track des Albums, der mit tollen Harmonien eingeleitet wird, bis schließlich weibliche Vocals einsetzen, die einen krassen Gegenpol zu den bislang gehörten Titeln bilden. Und obwohl die Stimme an sich nicht schlecht ist, will dieser längste Song auf „A LOATHSOME ABERRATION“ so gar nicht funktionieren und wirkt wie ein erzwungen eingängiger, radiotauglicher Popsong, dem auch seine kurzen Knüppelpassagen nicht mehr helfen können. Nach diesem kleinen Ausflug in andere Gefilde, kehren NEUROTIC MACHINERY schnell zu ihrem eigentlichen Handwerk zurück und machen da weiter, wo die ersten drei Titel aufgehört haben. Trotz schöner atmosphärischer Arrangements und den insgesamt ordentlichen Riffs, fällt es immer schwerer sich zu konzentrieren, passiert leider wenig Neues und die Motive scheinen sich schnell zu wiederholen. Da kann leider auch der erneute und diesmal prägendere Einsatz des Saxophons in „Transcendental“ den Gesamteindruck nur noch bedingt abrunden.

Zweifelsohne beherrschen NEUROTIC MACHINERY ihre Instrumente einwandfrei und auch die komponierten Songs können für sich alleine betrachtet fast allesamt überzeugen. Jedoch schränkt sich die Band in den ihr zu Verfügung stehenden Möglichkeiten zu sehr ein, sodass „A LOATHSOME ABERRATION“ letztendlich leider zu wenig Abwechslung bietet, um zu fesseln. Es schadet aber sicherlich nicht, wenn Liebhaber technischen Death Metals mit dezent progressivem Einschlag dennoch mal ein Ohr riskieren, um sich ein ganz eigenes Bild zu machen.

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