Panzerfaust – The Suns Of Perdition – Chapter II: Render Unto Eden

15. August 2020
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Erst im vergangenen Sommer legten PANZERFAUST mit „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER I: WAR, HORRID WAR“ ein absolut mächtiges Werk vor, mit dem sie anderthalb Dekaden nach ihrer Gründung den bisherigen Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens erreichten. Ohne viel Zeit verstreichen zu lassen, haben sich die vier Kanadier umgehend wieder ins Studio begeben, um den zweiten Teil der angekündigten Tetralogie aufzunehmen, der in wenigen Tagen von Eisenwald als „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER II: RENDER UNTO EDEN“ veröffentlicht wird. Das düstere Songwriting knüpft nahtlos an den nur wenige Monate zurückliegenden Vorgänger an, sodass deutlich wird, dass mit den fünf enthaltenen Tracks eine Geschichte weitererzählt und nicht neu begonnen wird.

Entsprechend vertraut wirkt die Platte, auf der sich erneut ein dichtes Geflecht aus kraftvollen Riffs und melodischen, stellenweise allerdings auch dissonanten Leads entfaltet und auf diese Weise die nur allzu bekannte beklemmende Stimmung des ersten Teils ein weiteres Mal heraufbeschwört. Diese baut sich allerdings im ersten Track nur ganz allmählich auf, lassen sich PANZERFAUST viel Zeit, um die kantigen Gitarren und gezügelten Schlagzeugrhythmen langsam in ihrer Intensität zu steigern und die verhaltenen einzelnen Klangfetzen zu einem gemeinsamen druckvollen Konglomerat zu vereinen, mit dem das Konzept von „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER I: WAR, HORRID WAR“ weitergeführt wird. Lediglich der etwas erdigere und sattere Sound deutet dabei darauf hin, dass tatsächlich jedoch ein anderes Werk auf dem Plattenteller rotiert. Dies soll aber nicht bedeutet, dass PANZERFAUST sich bis in kleinste Detail selbst kopieren, um nach dem Erfolg des Vorgängers aus Nummer sicher zu gehen. Auf dem aus den selben Motiven gefertigten Fundament arbeitet die vierköpfige Truppe durchaus mit frischen Ansätzen, werden die kehligen Growls in „Promethean Fire“ kurzzeitig von weiblichen Vocals begleitet, für die sich Maria Arkhipova von ARKONA verantwortlich zeigt. Ihre sanft gesungenen Zeilen werden dabei so beiläufig in den mehr als 10-minütigen Titel integriert, dass sie beim ersten Hördurchlauf fast kaum auffallen, der eher ruhigen Passage an dieser Stelle jedoch eine gewisse Tiefe und in sich gekehrte Stille verleihen. Eine beeindruckende Demonstration ungezügelter Raserei offenbart hingegen in „The Snare Of The Fowler“ ein vor überschüssiger Energie nahezu berstender Schlagzeuger. Zieht sich die ebenfalls recht lange Komposition weitestgehend im finsteren Midtempo dahin, bricht es im Mittelpart plötzlich aus Alexander Kartashov heraus, der sein ohnehin komplexes Instrumental-spiel auf die Spitze treibt und einen der zweifelsfreien Höhepunkte des gesamten Albums abliefert.

Nach diesem heftigen Ausbruch purer Aggression, bringt die sanft dahinwogende Eröffnung von „Pascal’s Wager“ zunächst ein paar ruhige Momente und auch der Ausklang des mittendrin harsch vorantreibenden Titels fällt mit melancholischen Akustikgitarren sehr bedächtig aus. Insgesamt legen PANZERFAUST ihren stilistischen Schwerpunkt auf „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER II: RENDER UNTO EDEN“ weniger auf extreme Geschwindigkeit und überbordende Härte und versuchen den Hörer stattdessen mit kontrastreichen Stimmungswechseln und erdrückender Schwere in eine schaurige Finsternis hinabzustürzen. Dies gelingt den vier Kanadiern hervorragend, birgt die dreiviertelstündige Platte zahlreiche dramaturgisch perfekt umgesetzte Umbrüche.

Im direkten Vergleich mit „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER I: WAR, HORRID WAR“ erreicht die aktuelle Platte vielleicht nicht die gleiche brachiale Erhabenheit, ist dafür aber nicht weniger atmosphärisch packend. Zudem haben die Texte auf „THE SUNS OF PERDITION – CHAPTER II: RENDER UNTO EDEN“ ihren ganz eigenen Reiz, handeln diese nicht abermals von Krieg, Tod und Zerstörung, sondern setzen sich mit philosophischen Gedanken zum Beweis der Existenz eines Gottes oder der Rede von John Milton zur Zensur in der Literatur vor dem Englischen Parlament auseinander. Damit liefern PANZERFAUST erneut ein fesselndes und tiefgründiges Werk ab, das schon jetzt Neugierig darauf macht, wie es im nächsten Kapitel weitergehend wird.

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