Thaw – Earth Ground

24. Dezember 2014
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Thaw_Earthground_frontZweifelsohne ist Noise eines der außergewöhnlichsten und eigenwilligsten Subgenres innerhalb der extremen Musik, das allerdings mittlerweile nur noch selten in seiner reinen und ursprünglichen Form vorliegt, sondern zumeist mit diversen anderen Einflüssen aus Sludge, Ambient oder auch Post-Rock vermengt wird. Im Falle der Polen von THAW liegt der Fokus der Kompositionen ihres zweiten Langspielers namens “EARTH GROUND“ auf geradlinigem Black Metal, der mit verschiedenen Elementen aus Noise als auch Electronics zu einer experimentellen Klangkulisse umgestaltet wird.

Das Resultat dieser Vereinigung ist dabei alles andere als leicht verdaulich und entpuppt sich als wahnwitzige Reise durch ein finsteres Geflecht bizarrer Sounds voller Disharmonie und Chaos, für das sich die noiseartigen Motive jedoch nicht primär verantwortlich zeigen. Vielmehr kreieren THAW bereits mit ihrem Fundament aus verworrenen Rhythmen eine ebenso interessante wie auch beklemmende Atmosphäre, in der elektronische Elemente oder laut hallenden Rückkopplungen einige verstörenden Akzente zu setzen vermögen. Statt allzu willkürlich ans Werk zu gehen, verleiht das Trio seiner Platte jedoch mit zahlreichen Geschwindigkeitsvariationen einen strukturreichen Charakter, sodass sich auf “EARTH GROUND“ neben den klassisch schwarzmetallischen Songs wie “Afterkingdom“ oder “Last Day“, mit ihren pfeilschnellen Drums und klirrenden Riffs, auch mächtige Midtempowalzen wie “No Light“ tummeln. Trotz aller Rohheit und Vehemenz, die die achts Tracks dabei mit sich bringen, sind doch melodische Passagen ein ebenso wichtiger Aspekt der Platte. Speziell in “Sun“ und “Winter’s Bone“, die sich mit majästetischer Erhabenheit dahinschleppen, werden diese auf eindrucksvolle Weise integriert und verleihen den Songs an mancher Stelle gar einen Hauch von bitterer Melancholie.

Letztendlich sind es diese beiden Titel, die sich am ehesten im Gedächtnis festsetzen, sei es auf Grund ihres einprägsamen Riffings mit allerlei doomigen Anleihen oder der unterschwelligen Leads. Im direkten Vergleich rauschen die übrigen Stücke von “EARTH GROUND“ zumindest in den ersten Durchläufen ein wenig zu rasch am Hörer vorbei, ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Folglich ist “EARTH GROUND“ bei Leibe kein Album, dessen zahlreiche versteckte Details sich sofort entdecken lassen, sondern sich erst nach einer gewissen Zeit in ihrer Gesamtheit erschliessen. Doch auch dann wird sich nicht jeder mit der verstörenden und dröhnenden Geräuschkulisse anfreunden können. Wer allerdings vom traditionellen Black Metal die Nase voll hat und Truppen wie BLUT AUS NORD, FURIA oder KRIEGSMASCHINE bevorzugt, sollte THAW definitiv antesten.

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