Anguish / Mortajas – The Archdemon’s Decade / Un viaje sin final

12. Februar 2023
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Auf einer der letzten Veröffentlichungen von Sun & Moon Records treffen schwedischer und chilenischer Doom Metal in einer rund dreiviertelstündigen Kollaboration zweier weitestgehend unbekannter Kapellen aufeinander. Dabei zeigt sich, wie unterschiedlich ein vermeintlich nur beschränkt abwechslungsreiches Genre interpretiert werden kann, legen ANGUISH und MORTAJAS doch sehr unterschiedliche Herangehensweise beim Komponieren ihrer Songs an den Tag.

Auf der ersten Hälfte des Rundlings präsentieren zunächst ANGUISH aus Uppsala ihr eher grobschlächtiges Schaffen, bei dem nicht nur die kantigen Vocals sich recht stark am Death Metal orieniert zeigen. Die bereits seit mehr als anderthalb Dekaden aktive Truppe kann auf vier Langspieler und zwei Splitveröffentlichung mit BLACK OATH und BELOW zurückblicken und besteht unter anderem aus zwei Mitgliedern von ONDSKAPT, was vermutlich den harscheren Ton von „THE ARCHEDEMON’S DECADE“ erklärt, so der Titel, unter dem der drei Stücke umfassende Beitrag von ANGUISH läuft. Dieser verweist übrigens auf das zehnjährige Jubiläum des „THROUGH THE ARCHDEMON’S HEAD“ beitelten Debüts, auf dem „When The Ancients Dare To Walk“ und „Lair Of The Gods“ erstmals zu hören waren. Für das hier vorliegende Werk, wurden beide Nummern neu aufgenommen, wodurch sie allerdings nicht viel von ihrem rohem Charakter verloren haben. Es sind massive Riffs, die vermengt mit getragenen Leads und derbem Gesang eine sehr dunkle Atmosphäre erschaffen, in der es nicht nur immer zäh und behäbig zugeht, ziehen ANGUISH die Geschwindigkeit zwischendurch immer mal wieder kurzzeitig an. Etwas flotter präsentiert sich auch das im Original von MORTUARY DRAPE stammende „Beyond The Veil“ mit seinen treibenden Doublebasspassagen, das sehr solide umgesezt wurde und einen dynamischen Abschluss des ersten Beitrags bildet.

Weniger temporeich und deutlich ruhiger startet die mit „UN VIAJE SIN FINAL“ betitelte zweite Hälfte des Rundlings, auf der MORTAJAS mit „Liber Elgis“ einen frischen Track vorstellen. Nach ihrem selbstbenannten Debütwerk ist es der erst zweite Output der gerade einmal drei Jahre alten Formation, deren vier Mitglieder allerdings bereits allesamt Erfahrung in anderen Bands aus dem doomigen Genre sammeln konnten. Es wird mit lieblichen Melodien und gefühlvollem Gesang ein sehr epischer Tenor angestimmt, der besonders auf Grund der spanischen Lyrics aufhorchen lässt und ein gelungenes Songwriting mit herausragenden Akzenten in einem ausdrucksstarken Refrain bereithält. Bei den beiden nachfolgenden Nummern handelt sich um Liveversionen von „Un Final“ und „Caretas“ vom Erstlingswerk, die stilistisch in eine ganz ähnliche Kerbe schlagen und ausufernde Strukturen bieten, wobei jene des erstgenannten Titels deutlich vielschichtiger gestaltet wurden. Es zeigt sich jedoch eine kleine Schwäche der Truppe, gelingt es Marcos Contreras nicht so ganz, den Gesang derart hymnisch wiederzugeben, wie im Studio, sodass er eher kauzig als episch wirkt. Dies mag sicherlich etwas scharf geurteilt sein, muss es von der Bühne aus gar nicht immer genauso klingen wie vom Tonträger und zumindest seine brennende Leidenschaft ist beiden Songs anzuhören. Dennoch weiß „Liber Elgis“ am meisten zu gefallen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass beide Truppen mit jeweils drei Stücken einen guten ersten Einblick in ihr doomiges Schaffen geben, auf dessen Grundlage sich ziemlich gut beurteilen lassen sollte, ob es sich für einen selbst lohnt, sich intensiver mit der restlichen Diskographie auseinanderzusetzen. Freunde der gepflegten Langsamkeit sollten definitiv reinhören.

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