Anomalie – Refugium

29. Februar 2016
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CD Digi Wallet.inddTrotz all seiner Verpflichtungen als Livemusiker für HARAKIRI FOR THE SKY sowie als Leadgitarrist und Texter für SELBSTENTLEIBUNG findet “Marrok“ ganz offensichtlich noch ausreichend Zeit für weitere musikalische Projekte, gründete er doch vor fünf Jahren im Alleingang nebenbei ANOMALIE, um hier seiner persönlichen Vision von Tonkunst noch freier nachgehen zu können. Zwar wird er im Studio und auf der Bühne mittlerweile von einigen Kollegen von HARAKIRI FOR THE SKY, SELBSTENTLEIBUNG als auch BIFRÖST und AGRYPNIE unterstützt, zeichnet sich allerdings nach wie vor alleinig für sämtliches Songwriting verantwortlich, sodass alle acht Songs des aktuellen Werkes namens “REFUGUIM“ aus seiner Feder stammen.

Wirklich einfach ist es nicht, das Material der Platte zu kategorisieren, vermengt der arbeitswütige Österreicher die unterschiedlichsten Elemente aus Black Metal, Post Metal und depressivem Rock zu einer eigenwilligen Einheit, was die Sache dabei jedoch nur umso interessanter macht. Bereits der Einstieg in das 50-minütige Werk mit “In Fear Of Tomorrow“ ist durchaus ansprechend, erklingen zu Beginn zunächst sanfte Akustikgitarren, die von exotischen Percussionrhythmen begleitet werden, bevor sich der Track in düsteren Schwarzstahlpassagen verliert, denen es an eingängigen Melodien und abwechslungsreichen Tempowechseln nicht mangelt. Zwar zieht sich eine gewisse Melancholie, die mit gefühlvollen Leads sowie klagendem Gesang erzeugt wird, wie ein roter Faden durch die nachfolgenden Kompositionen, doch versteht “Marrok“ sein Handwerk gut genug, um “REFUGUIM“ genügend Variation zu verpassen, sodass vor dem sehnsüchtig dahinziehenden “Untouched Walls“ mit “Spiritual Distortion“ ein eher kerniges Stück zum Besten gegeben wird, in dem schonmal eine kraftvolle Doublebass wüten darf und die Sechssaiter ebenfalls etwas aggressiver ausfallen, während sich das stampfende “Between Reality And The World Beyond“ mit seinem rockigem Flair schon nach kurzer Zeit als bitterböser Ohrwurm entpuppt. Angesichts derart starker Songs, denen auch das fast schon an schwedischen Melodic Death erinnernde “Leaving Somnia“ mit seiner gelungenen Kombination aus prägnanten Riffs und markanten Vocals im Refrain in absolut nichts nachsteht, ist es zu verschmerzen, dass sich mit “Freiflug 48° 23´ N, 16° 19’ O“ ein Song eingeschlichen hat, der etwas arg kitschig und gewöhnlich ausgefallen ist und mit der gehobenen Qualität des restlichen Materials in keinster Weise mithalten kann. Dies ist leider nicht der einzige Kritikpunkt, der an dieser Stelle angesprochen werden muss, ist der auf Dauer zu eintönige und bisslose Gesang eine weitere eindeutige Schwachstelle des Albums. Es könnte daher ratsam sein, einem der zahlreichen Sessionmusiker den Platz am Mikrofon zu überlassen.

Dies ist natürlich schade, überzeugt “REFUGUIM“ rein instrumental auf voller Linie, sodass es letztlich wirklich fast einzig und allein der monoton krächzende Gesang ist, der zu einem deutlichem Punktabzug führt. Eine zweifelsohne ärgerliche Angelegenheit, die allerdings kein Grund ist, sich das Schaffen von ANOMALIE in einer ruhigen Stunde nicht doch einmal zu Gemüte zu führen.

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