HiddenT – Interview

30. Oktober 2022
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Bislang sind HIDDENT noch eher ein schwarzmetallischer Geheimtipp für Liebhaber südamerikanischer Kapellen, doch dürfte die aktuelle Platte namens „WHERE LIGHT CEASES TO EXIST“ dafür sorgen, dass die chilenische Formation auch hierzulande etwas mehr an Bekanntheit gewinnt. Wir haben daher bei „Adsarth“ angeklopft und uns mit ihm als Gitarristen und Sänger ausführlich über die Gründung der Band, ihre Vision sowie musikalische Einflüsse unterhalten. Zwar wollte er nicht alle Fragen im Detail beantworten, doch gibt er trotzdem einige sehr interessante Einblicke in das dunkle Schaffen von HIDDENT.

I. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unsere Fragen nimmst! Wie geht’s Dir und wie laufen die Dinge momentan in Chile?

Hallo Matthias, zunächst mal freuen wir uns sehr über Dein Interesse an unserer Arbeit. Bei uns geht das Leben seinen üblichen Gang, privat läuft alles ganz gut. Zurzeit lebe ich mit meiner Frau weit weg von der Stadt an einem mystischen Ort im Süden Chiles namens „Chovellén“ („Hexenland“ in Mapudungun). Was kann ich euch zwischen Wäldern, Meer und Flüssen sitzend über Chile erzählen, die Natur ist großartig und der Metal erlebt momentan eine sehr gute Zeit. Mit HiddenT arbeiten wir wie gewohnt sehr gut zusammen und sind auf unglaubliche Weise miteinander verbunden.

II. Zunächst, erläutere uns doch bitte die Bedeutung des Bandnamens und verrate uns, warum er mit einem großen T geschrieben wird.

Wir reden normalerweise nicht viel über unsere Texte, Bedeutungen und solche Dinge. Was ich mit Dir teilen möchte, ist, dass HiddenT konzeptionell einen Zustand absoluter Selbstbeobachtung widerspiegelt, einen verborgenen Ort, an dem wir uns mit unseren Gedanken wiederfinden, eine persönliche Reise, die jeder von uns anders erlebt. Wir verwirklichen unsere Kunst durch die unterschiedlichen Wege, wie wir diese verstehen und vereinigen alles, indem wir gemeinsamen und kraftvoll Black Metal erschaffen.

III. Ihr habt HIDDENT vor etwa zehn Jahren gegründet. Welche Vision hattet Ihr damals für die Band im Sinn, als Ihr begonnen habt die ersten Songs zu schreiben und wie hat sich diese Vision über die Jahre gewandelt, in denen Ihr Euch vielleicht auch als Personen verändert habt?

Es sind in der Tat schon zehn Jahre seit der Veröffentlichung unseres Demos „Summoning the Existential Ritual“ vergangen, aber es gibt eine frühere Reise, auf der wir zusammen mit Lg HiddenT (Growls und Bass) dieses Projekt unermüdlich weiterentwickelt haben. In diesem Zusammenhang (ungefähr 2010) haben wir beschlossen, die Vision ein für alle Mal zu festigen. In diesem Moment gab ich dieser Manifestation der Kunst einen konzeptionellen Inhalt, einen Namen und einen Zweck. Es war auch zu dieser Zeit, dass unser Kamerad Ermit dazu kam, um das Triumvirat zu vervollständigen … Es war genau in diesem Moment, in dem alles vereint wurde.

Ich erinnere mich, dass die ersten beiden Texte, die ich geschrieben habe „Freezing My Thoughts“ und „You Rule Behind the Moon“ waren. Nachdem ich die Entwürfe zusammengestellt hatte, präsentierte ich sie LG HiddenT, sie begeisterten ihn und wir begannen schnell daran zu arbeiten.

Die Vision und Daseinsberechtigung der Band war schon immer etwas sehr Ernstes und gleichzeitig sehr Intimes. Im Laufe der Zeit sind unsere Überzeugungen intakt geblieben. Für uns ist das etwas viel Transzendenteres als nur Musik zu machen.

IV. Im Booklet Eures letzten Album namens „WHERE LIGHT CEASES TO EXIST“ bezeichnet Ihr Eure Musik als Existential Black Metal. Wie ist dies zu verstehen?

Um 2009 herum haben mich die Lebensumstände und meine persönlichen Sorgen wieder mit Black Metal verbunden, aber diesmal auf eine viel sensiblere und persönlichere, tiefe und introspektive Weise. Zu dieser Zeit verfolgten viele ungelöste Dinge ständig meine Gedanken und aus verschiedenen Gründen näherte ich mich dem Existentialismus als philosophischer Prämisse und konzeptioneller Grundlage für das Projekt, das wir erstellten. Auf diese Weise entsteht eine interessante Mischung aus Texten, Musik, Kunst und Lebensart.

Es war eine Zeit voller Nostalgie, die mich dazu veranlasste, die Vision von HiddenT außerhalb der traditionellen Themen und etablierten Kanons zu erstellen und selbst zu benennen. Im Laufe der Zeit und als dem Projekt mit meinen Kameraden LG und Ermit mehr Konsistenz verliehen wurde, haben wir unsere Prämisse und unsere selbsternannte Weg, Black Metal zu erschaffen, gestärkt und bekräftigt, insbesondere indem wir ihn als existenziellen Black Metal bezeichneten.

Melancholie, Reflexion und Kontemplation sind die Begriffe, die in der letzten Rezension unseres Albums durch das ausländische Magazin „World of Metal“ verwendet wurden… das ist kein Zufall.

V. Welche Bands haben den größten Einfluss auf Euer Schaffen? Natürlich seid Ihr tief im Black Metal verwurzelt, aber gibt es noch andere Künstler aus anderen Genres, die Euch ebenfalls inspirieren?

Die Ursprünge von HiddenT waren immer von ikonischen Black Metal-Bands der 90er Jahre durchzogen und deren symbolträchtige Alben sind für uns eine ständige Referenz. Darkthrone (Transilvanian Hunger), Absu (Barathrum: V.I.T.R.I.O.L.), Emperor (In the Nightside Eclipse), Watain (Casus Luciferi), Shining (Within Deep Dark Chambers), Ulver (Nattens Madrigal), Hypocrisy (The Fourth Dimensions), Dismal Euphony (Soria Moria Slott), Carpathian Forest (Through Chasm, Cave and Titan Woods), Immortal (At The Heart Of Winter), alte Dimmu Borgir (Enthrone Darkness Triumphant), alte Cradle of Filth (Dusk And Her Embrace) usw.

Unsere direktesten Referenzen stammen jedoch viel stärker aus dem Underground. Bands wie Hetroertzen (Chile/Schweden), Aeshva Daeva (Chile), Urfaust (Holland), Sad (Griechenland), die Kanadier; Niflheim, Gris und Sombrest Forets. Die Amerikaner; Nachtmystium, Xasthur, Leviathan und Twilight. Es ist auch unvermeidlich, über Forgotten Tombs (Italien), Silencer (Schweden) Make a Change…Kill Yourself (Dänemark), Orom (Ungarn) oder die deutschen Bands Broken Moon, Faidra und Coldworld zu sprechen. Nehemah und Nocturnal Depression (Frankreich), Clavicula Nox und Thy Light (Brasilien), Negura Bunget (Rumänien), Empty (Spanien), Verge (Finnland) und viele mehr.

Um den zweiten Teil Deiner Frage zu beantworten, natürlich ist es so, dass es auch eher ätherischere und spezifischere Einflüsse gibt, die zum persönlichsten Geschmack eines jeden gehören und die nicht direkt mit Black Metal zu tun haben. Hier ist das Spektrum zu breit, als dass ich es in dieser Antwort zusammenfassen könnte.

VI. Wie ich bereits erwähnt habe, habt Ihr zu Beginn des Jahres ein neues Album namens „WHERE LIGHT CEASES TO EXIST“ veröffentlicht… ja, ich bin mir bewusst, dass ich ein bisschen spät dran bin mit diesem Interview. Nun, zwischen dem Debüt und dem neuen Werk sind sieben Jahre vergangen. Warum hat es so lange gedauert, neues Material zu veröffentlichen?

Uff, mehrere Faktoren haben beeinflusst, was Du ansprichst. Wir sind davon überzeugt, dass wir uns Zeit lassen müssen, aber wir können nicht weitere sechs Jahre verstreichen lassen, um das nächste Album zu veröffentlichen. Es wird früher als erwartet Neuigkeiten von uns geben.

VII. Die sieben Songs von „WHERE LIGHT CEASES TO EXIST“ haben ihr Fundament im rohen Black Metal, sind aber auch sehr sehr atmosphärisch mit ihren melancholischen Melodien und klaren Vocals, ohne dass man sie in irgendeiner Weise als Depressive oder Post-Black Metal nennen könnte. Wie würdest Du die Essenz des Sounds von HIDDENT mit Deinen eigenen Worten beschreiben?

Interessante und tiefgründige Frage. Ich denke, dass die Essenz des Sounds von HiddenT absolut mit unserer breiten und tiefen Art zusammenhängt, Musik zu machen, alle unsere Sinne zu projizieren und einzubeziehen.

Jede Note bringt Dir etwas Kraftvolles, sie vermittelt Ehrlichkeit, sie ist die Projektion unserer Erfahrungen, Emotionen und Gedanken. Selbst der kleinste Chord und Schlagzeugpart wurde aus einem Grund dort platziert. Es ist ein Spiegelbild unserer dunklen und besonderen Art, das Leben zu verstehen. Es ist etwas, mit dem wir Tag für Tag leben. Es ist die schwermütige Kunst des wahren Black Metal.

VIII. Ohne alle Songs von „TO THE THRONE OF ESSENCE“ zu kennen, denke ich, dass die musikalische Entwicklung zwischen den beiden Alben wirklich markant ist, waren doch alle Trademarks von „WHERE LIGHT CEASES TO EXIST“ bereits Bestandteil des ersten Albums. Stimmst Du mir in diesem Punkt zu oder wo siehst Du signifikante Unterschiede zwischen den beiden Werken?

Was Du sagst, ist teilweise wahr. Jedes unserer Werke ist mit dem anderen verbunden, es gibt ein sehr starkes und ausgeprägtes transversales Siegel zwischen all unseren Werken, sei es in konzeptioneller, musikalischer, ästhetischer Hinsicht usw.

Die Zeit trägt jedoch ihren Teil dazu bei und auf Deine Frage bezogen lässt sich sagen, dass die musikalische Entwicklung von unserem Demo bis zum letzten Werk beträchtlich war. Natürlich gibt es eine paar Trademarks, aber wir haben viele Aspekte unserer Musik gestärkt. „Where Light Ceases to Exist“ ist unser zweiter Langspieler und unser drittes Album. Es ist genauso bedeutsam und mystisch wie die vorherigen, aber mit einer komplexeren musikalischen Entwicklung, viel atmosphärischer, mit mehr Kraft und Entschlossenheit.

Unser Demo „Summoning The Existential Ritual“ zum Beispiel hat auf deutlichere Weise diesen Old-School-Eindruck, Songs wie „Freezing my Thoughts“, „You Rule Behind The Moon“ und „Forest in Darkness“. Sie transportieren Dich auf eine gewisse Weise bis Ende der 90er Jahre, zum weniger bearbeiteten, roheren und direkteren Sound. Dazu kommt eine recht einfache und präzise Art zu komponieren.

Später, mit der Veröffentlichung unseres ersten Full-Lengths, brachten wir unsere Vision in eine dunklere und düsterere Umgebung, wobei wir gleichzeitig teilweise diese rohe und mystische Essenz beibehielten, aber unter anderem etwas mehr Variation in die Art des Komponierens einbrachten. Wenn Du Dir Songs wie „To The Throne of Essence“, „Tendencias Suicidas“ und „Endless Whisper“ anhörst, wirst Du sehen, wie sich ein Werk mit mehr Atmosphäre zu entwickeln beginnt, bei dem Dich jede Note mit Schwarz und Grau überzieht.

Unser neues Album „Where Light Ceases to Exist“ liefert eine tiefgründigere und ausgearbeitetere Vision, genauso bedeutsam, rätselhaft und mystisch, wie die vorherigen, aber voller Atmosphären. In puncto Komposition, musikalischer Struktur und Kunst geht es noch ein wenig weiter.

IX. Leider sind im Booklet des Albums keine Texte abgedruckt. Kannst Du uns eine kurze Zusammenfassung darüber geben, um was es in den Songs geht?

Wie ich Dir bereits gesagt habe, sprechen wir nicht viel über die Ideen und Konzepte hinter unserer Musik. Als Referenz bauen wir in jedes Booklet nur Phrasen ein, die eine allgemeine Vorstellung von den Texten geben. Auch lassen wir jede düstere Melodie für sich sprechen, sodass diejenigen, die unsere Vision kennen, auch die Möglichkeit haben, frei zu interpretieren und zu entschlüsseln. Nicht alles sollte so explizit sein.

X. Während auf dem Debüt noch immerhin zwei Songs spanische Lyrics hatten, sind auf dem neuen Album alle Texte in Englisch verfasst. Warum habt Ihr Euch dazu entschieden, damit aufzuhören, Texte in Eurer Muttersprache zu schreiben?

Die Dinge sind einfach so passiert, es gibt keinen Hintergrund, der erwähnt werden muss, mein Freund.

XI. Für die meisten Leute in Mitteleuropa ist Chile nur ein exotisches Reiseziel und wir wissen wenig über das dortige Leben. Erzähl uns doch bitte ein bisschen von der Metalszene in Chile. War es leicht, andere Musiker zu finden, die Deine Vision geteilt haben? Ich gehe davon aus, dass Deine Heimatstadt nicht sehr oft von ausländischen Bands besucht wird, aber gibt es häufig Shows oder sogar Festivals von lokalen Bands?

Uff!! Chile verfügt über ein paar sehr mächtige Vertreter des extremen Metals. Die chilenische Kreis ist sehr robust. Außerdem gibt es Kultbands wie Pentagram, Atomic Aggressor, Death Yell und andere.

Mit LG HiddenT sind wir blutsverwandt, wir sind Cousins/Brüder … Blut unseres Blutes. Also gab es eine gemeinsame Idee, Musik zu machen, die seit der Jugend präsent war. Der schwierige Teil war, die richtige Person zu finden, um das Triumvirat zu vervollständigen. An einem bestimmten Punkt im Leben traf ich Ermit wieder und wir führten lange Gespräche über das Leben und Musik… und es war zwischen vielen Bieren, als ich ihm von dem Projekt erzählte und ihm Demos gab. Genau in diesem Moment war das Triumvirat komplett, DAS EINZIGE LINEUP IN 10 JAHREN!

Unsere Heimatstadt Talca hat seit den 90er Jahren eine extreme Metal-Szene, jedoch sind viele Bands mit exzellenten Aussichten auf der Strecke geblieben. Derzeit gibt es einen kleinen lokalen Kreis, in dem Godless (gegründet 1997) die herausragendste und symbolträchtigste Band ist. Zu besonderen Anlässen wurden wir von ausländischen Bands besucht. Aber in größeren Städten wie Santiago, Concepción und Puerto Montt finden internationale Konzerte sehr oft statt.

XII. Gibt es irgendwelche unbekannten lokalen Bands, die Du empfehlen kannst? Ich muss zugeben, dass ich abgesehen von den offenkundigen Bands, wie SELBST oder PROCESSION nicht viele Bands aus Chile kenne.

Nun, beschränkt auf Black Metal, gibt es unabhängig vom persönlichen Geschmack ein paar Bands, die Du kennen solltest.

Hetroertzen (mit Sitz in Europa), Ammit, Animus Mortis, Bewitched, Horns, Megiddo, Death Living, Warfare, Dies Irae, Aeshva Daeva, Neblinvm, Cold, Black Moon, unter anderem. Sie legten sozusagen die allgemeinen Grundlagen fest, von denen ausgehend sich der Black Metal in Chile zu entwickeln begann. Einige natürlich mit mehr Einfluss als andere…aber alle haben auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen.

Aktuell kann ich Dir Bands wie Lux Caelis, Sol Sistere, Funeral Fullmoon, Selbst, Praecognitvm, Mortuarial Avshy, Umbrio, Gates of Tyrants, Xalpen, Funeralis, Concatenatus, Ad Finem Omnia, Futhan und13th Temple nennen. Zusammen mit anderen Bands, leisten sie hervorragende kompositorische Arbeit, nehmen sehr gutes Material auf, unterschreiben bei Weltklasse-Labels und machen deutlich, dass Chile viel zu bieten hat, wenn es um Black Metal geht.

XIII. Wenn ich richtig informiert bin, tretet Ihr mit HIDDENT live auf. Wie wichtig sind Konzerte für Euch und welche Emotionen möchtet Ihr während der Shows mit dem Publikum teilen?

Das ist richtig. Es ist für uns sehr besonders, live zu spielen und deshalb spielen wir nur dann live, wenn wir das Gefühl haben, dass wir dies tun müssen. Es geht nicht darum, einfach oft zu spielen… es geht uns um Mystik und die Aufführung wahrer Rituale. Tatsächlich planen wir im Zuge der Veröffentlichung von „Where Light Ceases to Exist“ nur zwei Live-Termine in diesem Jahr 2022.

Die Verbindung zwischen der Band und dem Publikum ist eine ganz besondere. Unser Ziel ist es, in jeder Darbietung alles zu vermitteln, was hinter unserer Kunst steckt. DIE ESSENZ.

XIV. Wie sehen die Pläne für die nähere Zukunft von HIDDENT aus? Schreibt Ihr bereits an neuen Songs oder müssen wir uns wieder auf eine längere Wartezeit bis zum nächsten Album einstellen?

Dies ist erst der Anfang, wir haben noch viel zu tun. Unsere nächsten Ziele beziehen sich darauf, unsere Vision weiter reifen zu lassen und sicherzustellen, dass sich alles in einer maßvoll ausgewogenen Weise entwickelt. Du wirst viel früher von uns hören, als Du denkst, Kumpel.

XV. Die letzten Worte gehören Dir…

Danke Dir, Matthias und Evilized, für deine Unterstützung und dein Interesse, uns zu kontaktieren. Alle, die dieses Interview lesen und auf die eine oder andere Weise mit Black Metal verbunden sind, lernt HiddenT kennen und zögert nicht, uns zu schreiben.

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