Karg – Resignation

5. April 2023
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Zwar wurde „RESIGNATION“ schon vor einer ganzen Weile veröffentlicht, doch da das Rezensionsexemplar erst vor kurzer Zeit im Briefkasten landete, muss die entsprechende Kritik an dieser Stelle reichlich verspätet nachgeschoben werden. Vermutlich ist J.J. schon mit dem Songwriting des nächsten und somit neunten Langspielers von KARG beschäftigt, konnte das österreichische Projekt den strikten Veröffentlichungszyklus mit einem neuen Album alle zwei Jahre seit dem Debüt bislang perfekt einhalten und wird dies sicherlich auch weiterhin tun. Dies ist umso bemerkenswerter, als da J.J. mit HARAKIRI FOR THE SKY nicht unbedingt weniger stark eingebunden ist, sich ein qualitativer Rückgang seines musikalischen Schaffen trotz dieser beachtlichen Mengen an überlangen Platten jedoch nicht feststellen lässt.

Dabei fällt schnell auf, dass „RESIGNATION“ mit einer guten dreiviertelstündigen Darbietung eine erheblich kürzere Laufzeit als die letzten paar Werke von KARG aufweist. Wer nun jedoch befürchtet, dass die einzelnen Kompositionen entschlackt und drastisch gekürzt wurden, der kann beruhigt werden, finden sich doch lediglich vier Songs auf dem aktuellen Werk, die sich allesamt als erneut enorm ausufernd präsentieren, sodass sich in dieser Hinsicht keinerlei Neuerungen im Songwriting ergeben haben. Dieses ist aber auch ansonsten weitestgehend unverändert geblieben, erweist sich etwa „Was bleibt“ als tristes Klagelied voll bitterer Melodien, aber stellenweise auch heftigem Zorn, der sich in Form von finsteren Tremoloriffs entlädt. Es sind abermals zumeist negative Emotionen, die J.J. mit KARG vertont und dazu melancholischen Black Metal mit allerlei postigen Elementen vermengt, der im genannten Opener zudem von einigen Gastmusikern mit Trompete, Flügelhorn und Violine sehr stilvoll um noch weitere interessante Akzente ergänzt wird. Im nachfolgenden „Ebbe/Flut“ ist es dagegen sanfter weiblicher Gesang, der die heiseren Schreie kontrastiert und angenehm aus der ansonsten deutlich harscheren Stimmung heraussticht. Angesichts der gewohnt variationsarmen und auf die Dauer doch recht eintönigen Vocals von J.J., wären derartige Gastbeiträge auch in einem umfangreicheren Ausmaße durchaus wünschenswert. Ein solcher findet sich zwar auch in „Generation ohne Abschied“ wieder, ist aber eher ungewohnter Natur, ist es mit „Private Paul“ ein österreichischer Rapper, der hier einige Zeilen seines Sprechgesangs beisteuert. Nicht nur angesichts der ziemlich schwülstigen Lyrik darf diese Einlage allerdings als sehr gewöhnungsbedürftig bezeichnet werden, die im abwechslungsreich gestalteten viertelstündigen Track glücklicherweise nur einen kleinen Teil darstellt.

Es ist gewohnt hochwertiges Material, dass KARG auf ihrem achten Langspieler abliefern, wenngleich im Grunde alles beim Alten bleibt und sich abgesehen von einigen wenigen dezent in Szene gesetzten neuen Elementen keine stilistische Weiterentwicklung festgestellten lässt. Dies wird Genreliebhaber, die schon die bisherigen Alben ins Herz geschlossen haben vermutlich nicht stören. Wer sich hingegen vor zwei Jahren schon etwas mehr frische Ideen vom nächsten Album gewünscht hat, sollte „RESIGNATION“ zunächst in Ruhe antesten, um sicherzugehen, ob es sich lohnt, dieses auch ins Regal zu stellen.

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