Kröwnn – Blüedeep

17. Januar 2020
By

Bereits vor mehr als drei Jahrzehnten legten Kapellen wie PAUL CHAIN oder EPITAPH mit ihren kauzigen Werken den Grundstein für die Entstehung des italienischen Doom Metals, wie er bis heute von BLACK OATH, ABYSMAL GRIEF oder KRÖWNN zelebriert wird. Zwar mag es sich bei diesen Bands nicht um die produktivsten Vertreter des Genres handeln und zuweilen kann es ein wenig länger dauern, bis eine neue Platte erscheint, doch wird die ausdehnte Wartezeit stets mit Qualität entschädigt, wie etwa im Falle des zweiten Langspielers der venezianischen Truppe, die für die Fertigstellung des Nachfolger von “MAGMAFRÖST“ fünf Jahre brauchte, aber mit “BLÜEDEEP“ dafür einen bockstarken Rundling vorlegt.

In dieser Zeit mit einem weiteren Gitarristen zu einem energie-geladenen Quartett angewachsen, sind KRÖWNN auf ihrem aktuellen Album erneut irgendwo zwischen der kantigen Rohheit von THE GATES OF SLUMBER und dem zähen Groove von ELECTRIC WIZARD unterwegs und heben ihren wabbernden Sound auf ein neues Level. Das psychedelisch angehauchte Artwork sowie das lässige “Tidal Waves“ als stimmungsvolles Intro lassen zwar zunächst vermuten, dass der Anteil an rotzigem Stoner Rock noch weiter zugenommen hat, doch ist dies nur sehr bedingt der Fall. Vielmehr dominieren von Beginn an wieder knarzende Riffkonstrukte, die sich mit bleierner Schwere über das kraftvolle Schlagzeugspiel legen. Statt der von J.R.R. Tolkien oder Robert E. Howard inspirierten Lyrik über axtschwingende Barbaren oder epische Schlachten, dreht sich in Kompositionen wie “Drowning“, “Kraaken“ oder “Shore Hag“ alles um die endlosen Weiten des Ozeanes. Wurden auf “Hyborian Age“ noch kurze Sprachsamples aus “Conan The Barbarian“ in die Songs integriert, finden sich auf “BLÜEDEEP“ die grellen Schreie von Möwen und das sanfte Rauschen der Wellen. Diese keineswegs martialische Thematik passt allerdings hervorragend zu den mächtigen Klangkulissen, lässt etwa “Crowning Of The Seas“ stimmungsvolle Bilder eines knarrenden Segelschiffes vor dem geistigen Auge entstehen, das zu Anfang noch träge über die schäumenden Wogen gleitet, allmählich jedoch immer tiefer in einen tosenden Sturm fährt, wobei die kraftvollen Drums mit ihrem dynamischen Spiel das drohende Donnergrollen wütender Stürme darstellen. Fast ebenso unberechenbar wie die See, sind die Songs des Album, die eben mit gezupften Akustikgitarren noch ruhig dahinplätschern, um im nächsten Moment zum massiven Ungetüm zu werden, das unaufhaltsam vorwärts walzt.

Abseits des knallharten Doom Metals flirten KRÖWNN erneut mit psychedelisch, rockigen Einflüssen, die schon auf den vorherigen Werken zu finden waren, dieses Mal aber stellenweise noch deutlicher hervortreten, ohne dabei zu aufdringlich zu werden. Neben den charakteristischen Vocals, die schon einen lässigen, dahinschwebenden Vibe mit sich bringen, sind es vornehmlich die abermals zahlreich vorhandenen Leads, die sich dröhnend durch das Riffing ziehen und doch zuweilen filigranere Formen annehmen und verträumte Melodienbögen erzeugen, die sich etwa in “Drowning“ mit dem anklagenden Gesang zu einem wunderschönen Refrain vereinen. Auf diese Weise schmücken KRÖWNN die sieben Tracks des Rundlings wunderbar aus und verleihen jeder Nummer eine eigene Note, ohne dass diese nennenswerte Längen aufweisen. Dies ist angesichts der teils sehr ausladenden Spielzeiten gar nicht selbstverständlich.

Den vier Italienern gelingt es jedoch immer rechtzeitig, neue Impulse zu setzen und jeglicher Eintönigkeit vorzubeugen, sodass “BLÜEDEEP“ eine bis zum letzten Takt spannende Platte bleibt, die von einer druckvollen, erdigen Produktion abgerundet wird. Es ist KRÖWNN zu wünschen, dass sich ihr Namen mit diesem Werk in Genrekreisen noch ein wenig weiter herumspricht als bislang. Verdient wäre es.

Homepage

Tags: , , , ,

Comments are closed.