Nazghor – Infernal Aphorism

28. Dezember 2017
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Veröffentlicht eine Band im gerade einmal fünften Jahr ihres Bestehens bereits ihren sechsten Langspieler, so führt dies recht schnell zu der Vermutung, dass ganz offenbar die Qualität zu Gunsten der hohen Quantität auf der Strecke bleibt. Im konkreten Fall von NAZGHOR aus dem schwedischen Uppsala ist dies erstaunlicherweise nicht zutreffend, gelingt es den fünf Recken mit “INFERNAL APHORISM“ nur anderthalb Jahre nach dem Vorgänger abermals ein solides Album vorzulegen, auf dem mit rasantem Black Metal den Kollegen von SETHERIAL, WATAIN oder DARK FUNERAL nachgeeifert wird. Trotz vieler guter Ansätze stehen die Skandinavier sich allerdings in gewisser Weise selbst im Weg.

Es geht NAZGHOR in erster Linie nicht darum, besonders bösartig und nihilistisch zu klingen, ist das Songwriting hierfür erneut deutlich zu melodisch und stellenweise gar harmonisch ausgefallen und so lebt “INFERNAL APHORISM“ stattdessen von sowohl epischen als auch verträumten Leadgitarren, die sich fast kontinuierlich durch die zehn Songs des Album ziehen und dabei schwedischer kaum sein könnten. Dies bedeutet aber nicht, dass die übrige Instrumentierung nicht mit einem gehörigen Aggressionspotential aufwarten kann, werden etwa “Malignant Possession“ oder “Deathless Serpent“ von messerscharfen Riffs und tosenden Blasts dominiert, die eine entsprechende Finsternis heraufbeschwören. Diese fühlt sich allerdings nicht nur im rasanten Geprügel der beiden genannten Titel wohl, sondern floriert ebenso hervorragend in den getragenen Passagen, in die “Rite Of Repugnant Fury“ und “Abscence Of Light“ zumindest kurzzeitig verfallen. Zusätzlich zu den erwähnten Melodiebögen der filigranen Sechssaiter gesellen sich passagenweise opulente Choräle und in geringem Umfang ebenfalls synthetische Sounds in dieses infernalische Gebräu, sodass es nicht an atmosphärischen Komponenten fehlt, die “INFERNAL APHORISM“ in den richtigen Momenten eine durchaus sehr erhabene Stimmung verleihen.

Soweit also ist der aktuelle Output von NAZGHOR als durchaus gelungen zu bezeichnen, doch wie schon eingangs erwähnt, ist “INFERNAL APHORISM“ nicht völlig frei von Schwächen, die zudem noch ineinandergreifen. Zunächst schaden sich die Schweden mit der etwas zu üppig bedachten Spielzeit von einer Stunde selbst, ist das Material zwar grundsätzlich schon sehr abwechslungsreich gehalten, kann sich wiederholenden Motiven bei einer solchen Laufzeit jedoch komplett nicht entgehen. Diese finden sich zumeist in den klirrenden Tremoloriffs, die den nächsten Schwachpunkt des Albums darstellen, da diese alleine nicht ausreichen, um einem 6-minütigen Track einen eigenen Charakter zu verleihen und zudem für einen zu sterilen Sound sorgen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die zu glatte und klare Produktion, die ähnlich wie bei den letzten Alben von WATAIN eine wirklich dreckige Räudigkeit vermissen lässt.

Glücklicherweise kann der Hörer den meisten dieser Kritikpunkte selbst ganz einfach entgegenwirken, indem er “INFERNAL APHORISM“ nicht in voller Länge, sondern nur portionsweise konsumiert und sich auf diese Weise der starken Leistung von NAZGHOR erfreut. Hinsichtlich ihres nächsten Album sollten sich die Herren dennoch merken, dass weniger manchmal mehr ist.

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