Old Growth – Moosweaver

3. April 2021
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Wenngleich es nicht unbedingt mit den innovativsten Ideen begeistert, liest sich das im kurzen Begleittext zum kürzlich erschienenen Erstlingswerk namens „MOOSWEAVER“ vorgestellte musikalische Konzept hinter OLD GROWTH durchaus interessant und vielversprechend. Behandelt werden auf diesem Thematiken, wie Natur, Schamanismus und Primitivismus, deren mystische Bedeutung von „Animist“ mit Hilfe schwarzmetallischer Klänge in Szene gesetzt werden, um die sieben Kompositionen umfassende Platte zu einem Einweihungsritual werden zu lassen, mit dem der Hörer in eine freie Welt voller Wildnis und Urlandschaften gelangen kann.

Passenderweise kann in letzter Zeit verstärkt beobachtet werden, dass sich tatsächlich mehr und mehr Menschen ihres Ursprunges und der untrennbaren Verbindung zur Natur immer bewusster werden und diese nicht mehr als selbstverständlich oder gar bedeutungslos hinnehmen, sondern vielmehr versuchen, dieses schwindende Band zu erneuern, in dem sie etwa den Wald aufsuchen und versuchen, die Stimmen von Pflanzen und Tieren zu erlauschen. Natürlich geht aus der Beschreibung von „MOOSWEAVER“ hervor, dass das deutsche Projekt inhaltlich mit dem Fokus auf alte Riten und schamanischen Mystizismus noch ein ganzes Stück weitergeht, doch spricht die Platte im Grund ein sehr aktuelles Thema an. Umso enttäuschender ist es natürlich, bereits beim ersten Hördurchlauf des Albums festzustellen, dass OLD GROWTH all diese Botschaften und Geschichten offenbar einzig und alleine in ihre Texte stecken und ansonsten absolut austauschbaren Post-Metal kredenzen, der stilistisch keinerlei Bezug zu Wildnis oder Ritualismus erkennen lässt und ebenso gut von HARAKIRI FOR THE SKY oder ANOMALIE stammen könnte.

Es scheint „Animist“ vollkommen auszureichen, aus „Walden“ von Thoreau zu zitieren, sich beim Text von „The Seedling“ von John Muir inspirieren zu lassen und letztendlich das gesamte Werk unserer Erde und alle ihrer Schönheit zu widmen. Wer darüber hinaus erwartet, in den teils ausladenden und mit „Oakenheart“ oder „Call Of The Night Spirit“ betitelten Tracks irgendwelche Elemente zu finden, mit denen die eingangs aufgezählten Motive von „MOOSWEAVER“ in besonderer Weise vertont werden, wird leider bitter enttäuscht. Es werden weder schamanische Trommeln bedient, noch ritueller Gesang eingeflochten und sogar Akustikgitarren werden nur enorm sparsam verwendet. Dabei kann sich das eher moderne Material von OLD GROWTH eigentlich durchaus hören lassen, ist es atmosphärisch dicht und relativ eingängig komponiert. Es wird nur eben den selbst hervorgerufenen Erwartungen in keinster Weise gerecht und kann auch davon absehen keinen sonderlich eigenständigen Charakter vorweisen, der einen Kauf von „MOOSWEAVER“ rechtfertigen würde.

Somit können sich OLD GROWTH letztendlich lediglich mit dem etwas merkwürdigen Artwork von „MOOSWEAVER“ von den zahlreichen Kollegen aus dem Bereich des Post-Black Metal absetzen und ansonsten eher durchschnittliche Stangenware liefern, die zumindest wunderbar nebenbei laufen kann und hier und da ein paar schöne Momente liefert. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen, wenn all das hochtrabende Geschwafel aus dem Promoschreiben tatsächlich musikalisch umgesetzt worden wäre.

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