Saint Vitus – Lillie: F-65

30. April 2012
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Viel Geduld mussten der treue SAINT VITUS Hörer in der Vergangenheit aufbringen, wurde er doch mit langen Zeiten der Ungewissheit gestraft, nachdem es in den 90er Jahren still um die Urgesteinen des klassichen Doom Metals wurde. Die Freude über die lang ersehnte Re-Union, für die sich das Quartett im Jahr 2003 zusammenschloss, währte jedoch nur kurz und für einige, wenige Livedarbietungen. So zogen abermals fünf finstere Winter ins Land, bis endlich die vollständige Rückkehr der US-Amerikaner bekanntgegeben werden konnte, die sofort mit der Eroberung von Bühnen, wie etwa auf dem niederländischen Roadburn Festival oder dem heimischen Hammer Of Doom Festival vollzogen wurde.

Anno 2012 folgt nun die kleine Sensation, mit der viele Anhänger von SAINT VITUS so sicherlich nicht mehr gerechnet haben. Mit „LILLIE: F-65“ wird volle 17 Jahre nach „DIE HEALING“ ein neues Studioalbum veröffentlicht; das mittlerweile achte Werk der Doomster. Für die Vocals zeigt sich dieser Tage erstmalig seit „V“ im Jahre 1989 wieder Kultfigur Scott Weinrich verantwortlich. Grund genug also, das auf „LILLIE: F-65“ enthaltene Material mit steigender Spannung zu erwarten und die eigenen Erwartungshaltungen jeden Tag insgeheim ein wenig höher zu setzen…

Dröhnende Gitarrenriffs, gepaart mit wummernden Bassläufen und dazu der über Allem thronende kernige Gesang von Wino – jawohl, SAINT VITUS sind in der Tat zurück. Die Platte eröffnet ohne große Umschweife mit den beiden mächtigen Stampfern „Let Them Fall“ & „The Bleeding Ground“, die sämtliche VITUS’schen Trademarks aufweisen können, allen voran die charakteristische Saitenarbeit von Bandchef Dave Chandler. Mit simplen aber wirkungsvollen Grundstrukturen und eingängigen Refrains beschränken sich die Kalifornier abermals auf das Wesentliche und kreieren stimmige Songs, in denen immer wieder bizarre Solos, angereichert mit tonnenweise Bendings und Reverbeffekten, das Klangbild dominieren. Im Falle des Stückes „Vertigo“ verschmelzen mehrere Gitarrenspuren mit ihren hypnotisierenden Melodien zu einem kurzen aber intensiven Instrumentaltrack, der inmitten der zähen Doomhymnen eine besondere Würze verleiht.

„Blessed Night“ wurde bereits vorab in Form einer 7“ EP ausgekoppelt, um den wartenden Fans einen kleinen Vorgeschmack auf das folgende Gesamtwerk zu bieten. In einem etwas flotterem Tempo vorgetragen und mit einer Extraprotion Groove ausgestattet, stellt dieser Song auch einen der stärkesten Titel des Albums dar, der sich bereits nach einmaligem Hören sofort im Gehör festsetzen kann.

Die plötzliche Ernüchterung, die sich schließlich mit „Withdrawal“ einstellt, kommt nach all der Begeisterung für die SAINT VITUS auf den sechs Stücken zuvor sorgen konnten, mehr als unerwartet. Bereits nach nur einer halben Stunde läutet dieses mit wilden Gitarrenrückkopplungen und Störgeräuschen das Ende von „LILLIE: F-65“ ein. Nach nahzu zwei Jahrzehnten der Abstinenz durfte hier zweifelsohne etwas mehr erwartet werden.

Die wahrhaft sehr knapp bemessene Spielzeit von „LILLIE: F-65“ hinterlässt eine durchaus bitteren Beigeschmack. Nach all den Jahren des Wartens bleibt die Ausbeute doch sehr überschaubar. Andererseits muss SAINT VITUS zu Gute gehalten werden, dass auschließlich hochwertiges Liedgut den Weg auf das Album gefunden hat und sich keinerlei Füllmaterial finden lässt. So bleibt letztendlich unter’m Strich ein tolles Doom Album, das für ein kurzweiliges Hörerlebnis sorgt, allerdings auch gut einige weitere Song vertragen hätte.

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