Stormkeep – Galdrum

5. November 2020
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Nicht immer gehörten tiefe Kapuzen und schwarze Tücher vor dem Gesicht zur üblichen Kluft und nicht immer drehte sich in den Texten alles um rituellen Okkultimus, ein anti-kosmisches Chaos oder tiefschürfende Philosophie. In vielerlei Hinsicht erlebte die gesamte Szene rund um den Black Metal in den vergangenen Jahren eine teils drastische Weiterentwicklung und natürlich muss eine solche nicht grundlegend schlecht sein, sondern ist vielmehr eine unabdingbare Notwendigkeit, gehört ein gewisser Fortschritt eben zur Natur aller Dinge und niemand möchte doch stets die immergleichen Platten hören. Allerdings kommen hin und wieder diese nostalgischen Momente, in denen sich gerne der guten, alten Zeit, in der selbst-verständlich alles besser war, erinnert wird und fast vergessene Werke aus dem Regal ans Licht befördert werden.

Was dabei heraus kommt, wenn ein paar Kumpels nach dem gemeinsamen Genuss der einschlägigen Genreklassiker den Entschluss fassen, den verblassenden Geist dieser frühen Tage wieder aufleben zu lassen, zeigt sich bei STORMKEEP aus Colorado, die ihre alten Nietenarmbänder und Umhänge aus dem Schrank gekramt haben und ausgestattet mit mächtigen Äxten und Schwertern tapfer in den Kampf gegen feuerspeiende Drachen ziehen. Bereits das klischeeüberladene Bandfoto, auf dem sich die vier Recken, die zum Teil ebenfalls bei BLOOD INCANTATION und WAYFARER aktiv sind, bewaffnet vor einem alten Gemäuer um einen Kerzenhalter versammelt haben, versprüht einen grandios kauzigen Charme, den die Tracks der EP perfekt klangtechnisch umsetzen können.

Es sind nur wenige Takte nötig, um sich völlig in den magischen Klangwelten von „GALDRUM“ zu verlieren, die von mystischen Sagen aus alten Zeiten erzählen und mit ihren epischen Melodien ein angenehmes Gefühl der Sehnsucht entfachen. Eingebettet sind diese in ein harsch rumpelndes Geflecht aus eisigen Riffs und dichten Keyboards, die mal mehr und mal weniger dominant eingesetzt werden und besonders in den längeren Instrumentalpassagen von „Glass Caverns Of Dragon Kings“ und „Lore“ einen wichtigen Anteil zur erhabenen Atmosphäre der beiden mehr als 10-minütigen Songs beitragen. Inmitten des eher verwaschenen Sounds finden sich mit eingestreute Akustikgitarren, einer folkig anmutenden Querflöte sowie theatralischem Klargesang zahlreiche ansprechenden Details. Freilich sind all diese Elemente keinesfalls besonders originell, doch sollte eben von Anfang an klar sein, dass STORMKEEP mit ihrem Schaffen ganz bewusst die mit Staub bedeckte Vergangenheit aufarbeiten und dafür klingt „GALDRUM“ durchaus eigenständig und vor allem abwechslungsreich. Denn ein besonderes Schmankerl haben sich die Amis für den Schluss aufgehoben. Nachdem der tosende Schlachtenlärm von „Lore“ verklungen ist, eröffnen mittelalterliche Fanfaren mit „Lost In Mystic Woods And Cursed Hollows“ ein stimmungsvolles Instrumental, das tief im Dungeon-Synth verwurzelt ist und zuweilen an die frühen Werke von SUMMONING erinnern kann.

Vor einem Vierteljahrhundert wären STORMKEEP mit dieser Platte vielleicht gar nicht aus der enormen Masse aufstrebender Bands mit einem ähnlichen Sound herausgestochen, doch nun erscheint „GALDRUM“ zum perfekten Zeitpunkt, um als willkommener Gegenpol zu den derzeitigen Veröffentlichungen wehmütige Erinnerungen an die genreprägenden Frühwerke von DIMMU BORGIR, EMPEROR oder SATYRICON hervorzurufen. Sofort erkannt haben dieses Potential auch die Herrschaften von Ván Records, über die die halbstündige EP in diesem Herbst erscheint.

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